Große Schlicke
Tourensteckbrief Große Schlicke
Gebirgsgruppe: Allgäuer Alpen - Tannheimer Berge
Charakter: leichte und sehr lohnende Genusswanderung, landschaftlich beeindruckend die Nordwände der Tannheimer Berge über dem Reintal, prächtiger Aussichtsgipfel
Talort: Grän (Talstation Bergbahn Füssener Jöchle) 1.203 m
Alm, Jausenstation, Berghütte: Sonnenalm - Bergstation Füssener Jöchle 1.818 m, Otto-Mayer-Hütte 1.530 m, Füssener Hütte 1.520 m
Gipfel: Große Schlicke, 2.059 m
Gehzeiten:
- Bergstation Füssener Jöchle 1.818 m - Reintaler Jöchle 1.848 m - Vilser Scharte 1.817 m - Große Schlicke 2.059 m ca. 1 1/2 Stunden
Stand 29. September 2015
Große Schlicke 2.059 m
Aggenstein, Breitenberg, Große Schlicke, Säuling oder Thaneller - alle diese Gipfel genießen in Bergsteigerkreisen zu Recht den Ruf, prächtige Aussichtsgipfel zu sein. Bedingt durch ihre exponierte Lage als Zweitausender am unmittelbaren Alpenrand bietet die Große Schlicke als Schmankerl auch noch einen wunderbar weiten Blick ins flache Alpenvorland.
Zustiege auf die Große Schlicke gibt es gleich mehrere, von Vils über die Vilser Alm, von Roßschläg bei Musau über das Reintal oder mit Seilbahnunterstützung von Grän über das Füssener Jöchle. Wir nehmen die Gondelbahn von Grän und beginnen unsere Wanderung am Füssener Jöchle. Der Weg ist stets hervorragend ausgeschildert und erreicht beim Reintaler Jöchle den ersten Aussichtspunkt, von hier hat man den ersten, spektakulären Blick auf die über dem Reintal schroff abfallenden Nordwände der bekannten Tannheimer Berggipfel Gehrenspitze, Köllenspitze, Gimpel und Rote Flüh. Der teils sehr wurzelige Wanderweg führt vom Reintaler Jöchle ein kurzes Stück bergab bis zum Wegabzweig Otto-Mayer-Hütte - Füssener Hütte. Stets leicht steigend quert der Weg nun die latschenbewachsenen Südhänge des Hahnenkopfes.
Kurz darauf ist die Vilser Scharte erreicht, von der man nach Vils - eine der kleinsten Stadtgemeinden Österreichs - absteigen kann. Wir folgen dem Wanderweg durch die Südhänge der Kleinen Schlicke bis zur Weggabelung Große Schlicke - Otto-Mayer-Hütte. Von hier zieht der Weg deutlich steiler durch die felsdurchsetzten Gipfelwiesen der Großen Schlicke.
Nach etwa eineinhalb Stunden ist der Gipfel der Großen Schlicke erreicht. Im wahrsten Sinne des Wortes belohnt wird die Aufstiegsmühe mit einer überwältigenden Aussicht, selbst Schloss Neuschwanstein sieht man majestätisch über dem Alpsee im Zoom der Kamera. Nur die fast eintausend Meter höhere Zugspitze am östlichen Horizont bietet einen wohl noch weiteren Blick. An diesem herrlichen Septembertag genießen wir die Aussicht von der Schlicke drei Stunden lang und haben den Gipfel am Nachmittag ganz für uns allein.
Unterhalb des Gipfelkreuzes der Großen Schlicke ist ein kleiner Biwakplatz, der uns hervorragenden Schutz vor dem heute äußerst heftig und sehr kalt wehenden Ostwind bietet. Im Alpenvorland baut sich eine dicke Hochnebelschicht auf, deren Nebelschwaden immer wieder über die Gipfelfelsen herüberwabern. Als wir uns zum Abstieg bereitmachen und einen letzten Blick vom Gipfel der Großen Schlicke in die nach Norden steil abbrechenden Schrofenabbrüche werfen, haben wir in den Nebelschwaden eine Begegnung der etwas anderen Art: Wir sehen eine Nebelgestalt mit regenbogenfarbenem Glorienschein ... das Brockengespenst!
Füssener Jöchle - Reintaler Jöchle - Vilser Scharte - Große Schlicke
Das Brockengespenst
Als wir nach ausgiebiger Gipfelrast unsere Rucksäcke gepackt hatten, schauten wir vom Gipfel in die Nebelschwaden, die vom Alpenvorland über die Nordabbrüche der Großen Schlicke heraufzogen. Wir waren nicht schlecht erstaunt, auf einmal eine Lichterscheinung im dichten Nebelvorhang zu sehen. Es war eine langgestreckte Schattenfigur, die um den Kopf einen runden, in allen Farben des Regenbogens schillernden Glorienschein trug. Schnell war klar, dass es sich bei der Schattenfigur um unseren eigenen Schattenwurf handelte, hervorgerufen durch die tiefstehende Sonne in unserem Rücken. Nur einen runden Regenbogen um einen Schattenumriß im Nebel hatten wir bislang noch nie gesehen.
Des Rätsels Lösung heißt: Brockengespenst.
Das Brockengespenst ist ein optischer Effekt, der zuerst auf dem Brocken von Johann Esaias Silberschlag im Jahre 1780 beobachtet und beschrieben wurde:
„Wenn der Schatten des Beobachters auf eine Nebel- oder Wolken-Schicht fällt, wird der Schatten nicht durch eine feste Fläche abgebildet, sondern durch jeden Wassertropfen des Dunstes einzeln. Dadurch kann das Gehirn den Schatten nicht stereoskopisch sehen und überschätzt die Größe deutlich. Durch Luftbewegungen bewegt sich der Schatten, selbst wenn der Beobachter still steht. Dieses scheinbar eigene Wesen kann zudem schweben, ohne sichtbaren Kontakt zum Boden zu haben. Die anderen physikalischen Bedingungen auf dem Berg, kühle und feuchte Luft, Stille, sowie die fehlende Orientierung durch mangelnden Weitblick und fehlende Nachbarberge, verstärken den subjektiven Eindruck der scheinbaren Existenz eines Gespenstes.“
Häufig tritt durch einen anderen optischen Effekt, Glorie genannt, zusätzlich ein farbiger Lichtkranz um den Schatten auf. (Quelle: Wikipedia Brockengespenst)
Auf dem Brocken im Mittelgebirge Harz gibt es über 300 Nebeltage im Jahr. Damit ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, diesen optischen Effekt beobachten zu können. Auf der Großen Schlicke waren an diesem Septembertag die Hochnebelschwaden günstig für das Brockengespenst, und wir hatten eine uns bislang unbekannte Lichterscheinung erleben dürfen.
Bergschreibers kleines Kompendium schöner Bergtouren und Wanderungen
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... weitere schöne Bergtouren und Wanderungen folgen ;-)